WHO stuft Adipositas als Krankheit ein
Seit 1980 steigt weltweit die Zahl von Menschen mit Übergewicht und Adipositas. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die Adipositas als Krankheit ein - mit einem deutlich erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen. Auch für Deutschland zeigt die nationale Studie zur Gesundheit Erwachsener (DEGS1) eine signifikante Zunahme der Adipösen. Insbesondere nimmt bei den jungen Erwachsenen das krankhafte Übergewicht zu. Neben einer Verschlechterung der Lebensqualität und psychosozialen Problemen, haben Adipöse ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Koronare Herzerkrankung, Schlaganfall) Fettstoffwechselstörungen, Schlafapnoe, Diabetes Mellitus Typ 2 und Krebserkrankungen. Insbesondere junge Erwachsene haben infolge der Adipositas dramatische Folgen zu beklagen.
In einer Modelrechnung zeigt sich, dass bereits eine Adipositas Grad I die Lebenserwartung um knapp 6 Jahre vermindern kann. Mittels des Body-Mass-Index [Gewicht (kg)/Größe (m2)] wird der Grad des Übergewichts kalkuliert. Ab einem BMI von 30 kg/m2 steigt das Risiko von Folgeerkrankungen. Neben dem Gewicht hat auch der Grad der Fettverteilung Einfluss auf die Prognose des Patienten. Das so genannte Bauchfett (intra-abdominelle Fett) führt aufgrund von Entzündungsreaktionen im Körper zu Stoffwechselstörungen. Das abdominelle Fett kann durch Messung des Taillenumfangs bestimmt werden. Bei Männern liegt bei einem Taillenumfang von ≥94 cm und bei Frauen von ≥80 cm ein erhöhtes Risiko für metabolische und kardiovaskuläre Komplikationen vor. Ein deutlich erhöhtes Risiko besteht bei einem Taillenumfang von ≥102 cm bei Männern bzw. ≥88 cm bei Frauen. Je schwergradiger die Adipositasund je größer der Taillenumfang, desto höher ist das Risiko für eine Begleiterkrankung.
Eine Gewichtsreduktion und Stabilisierung der Körperzusammensetzung kann das Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauferkrankungen, Fettstoffwechselstörungen, Schlafapnoe u.a. wieder deutlich senken und dadurch die Lebensqualität und die Lebenszeit steigern.
Ursachen
Die Ursachen, die zur Adipositas führen, können vielfältig sein. In Abhängigkeit vom Verdauungssystem des Magen-Darm-Traktes und von Störungen der Hormonfunktion kann es zu einer Fettverteilungsstörung und zum Übergewicht kommen. Aber auch das Ernährungsverhalten in den Industrieländern mit einer Zunahme von Fertigprodukten, stark verarbeiteten Lebensmitteln und versteckten Kalorien können zu der Entwicklung einer Adipositas führen. Nicht zuletzt können andere Erkrankungen, eine veränderte Körperzusammensetzung, das Alter und die Behandlung mit bestimmten Medikamenten den Grundumsatz herabsetzen und eine Gewichtszunahme begünstigen.
Diagnostik
Neben der Berechnung des BMIs und Messung des Taillenumfangs, die als einfache Messgrößen für die Schwere der Adipositas bzw. Krankheit dienen, gibt es weiterführende, sehr präzise Untersuchungen zur Erfassung des Gesundheitsstatus (die im Adipositaszentrum des Universitätsklinikume Erlangen angeboten werden).
Mittels neuester, validierter Bioimpedanz-Messtechnik (BIA) kann innerhalb von wenigen Minuten die Körperzusammensetzung erfasst werden. Damit kann detailliert die Fett-, Muskel- und Wassermenge im Körper bestimmt werden. Dies dient nicht nur am Anfang der Behandlung zur Diagnose, sondern wird auch zur Beurteilung des Therapieerfolgs herangezogen. Zur Bestimmung der körperlichen Fitness und der Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems werden im Adipositaszentrum leistungsdiagnostische Untersuchungen durchgeführt. Dies ist nicht nur notwendig um den Gesundheitszustand abzuschätzen, sondern auch die Effektivität der Behandlung und Einfluss auf die Prognose des Patienten zu beurteilen. In Abhängigkeit vom Fitnessstand und Planung der Behandlung wird die Muskelkraft der großen Muskelgruppen an hochwertigen Kraftgeräten evaluiert. Von Beginn der Behandlung und im Verlauf werden die Patienten von spezialisierten Ernährungsfachkräften begleitet. In diesem Rahmen wird der Nährstoffbedarf (inklusive Vitamine und Spurenelemente) kalkuliert und der aktuelle Bedarf berechnet. Laborchemisch werden neben Hormonstoffwechselstörungen, weitere Funktionsstörungen, Vitamine- und Spurenelemente bestimmt.